Landschaftsschutzgebiet Bruchwiesen
Bad Tennstedt liegt in einem Gebiet mit sehr ergiebigen Quellen, die besonders stark am westlichen Ortsrand zu Tage treten. Die Stadt hat somit einen enormen Wasserreichtum.
Aus den Quellen "Bruchteich", "Gläserloch" und "Kutscherloch" sprudeln in der Sekunde über 200 l Wasser. Die Besonderheit dieser Quellen ist, dass diese auch bei größter Dürre nicht ab und bei größter Nässe nicht zunehmen. Obwohl sie dicht beieinander liegen, haben sie verschiedene Arten von Wasser.
Den größten Wasseraustritt hat der Bruchteich. Seine beiden gut sichtbaren Quellkessel haben eine Tiefe von 3 bzw. 6 Metern.
Quellkessel des Bruchteiches
Das Wasser des Gläserlochs ist glasklar und gab der Quelle ihren Namen. Sie ist die zweitstärkste Quelle.
Quelltrichter des Kleinen Gläserlochs
Die drittstärkste Quelle des gesamten Ensembles ist das Kutscherloch. Sein Wasserspiegel liegt tiefer und wurde nicht wie die beiden anderen Quellen in früheren Zeit gehoben. Daraus resultiert die Erkenntnis, dass alle drei Quellen unterirdisch nicht miteinander verbunden sind. Alle drei Quellen haben eine immer gleichbleibende Temperatur von 8° bis 10° Celsius und frieren im Winter nie zu. So sind sie geologisch selten und höchst interessant und veranlassten schon im Jahre 1816 Johann Wolfgang von Goethe zu Untersuchungen. Durch den hohen Kalk- und Sulfatgehalt (53-59 Grad Deutsche Härte) brechen sich die gelben und roten Anteile im Spektrum des Sonnenlichtes und erzeugen ein faszinierendes Farbenspiel.
Kutscherloch mit Zulauf aus dem Gläserloch
Unweit des Gläserlochs findet man die von der "Aschenquelle" gespeisten 3 Teiche, die Eisteiche. Sie dienten bis in die 1950er Jahre der Eisgewinnung. Als es noch keine elektrischen Kühlschränke gab, brach man im Winter die Eisschollen und brachte sie in den riesigen Keller der Brauerei. Dort wurde das Eis dann von den hiesigen Fleischereien geholt, um Fleisch- und Wurstwaren zu kühlen. Im Laufe der Zeit wurden diese Teiche verändert und werden heute vom Bad Tennstedter Angelsportverein genutzt.
Am südlichen Rand des Quellgebietes und direkt an der Straße nach Bad Langensalza liegt das Fauna-Flora-Habitat-Gebiet "Bruchwiesen". Die Bruchwiesen - ein spezielles Gebiet zum Schutz von Pflanzen, Tieren und Lebensräumen beherbergen ca. 51 Tier- und 2 Pflanzenarten, die in den Roten Listen Thüringens geführt werden. Dazu gehört beispielsweise die Taube Trespe - eine Pflanzenart aus der Familie der Süßgräser.
Die Teich- und Röhrichtflächen sind Rast- und Brutplätze für zahlreiche gefährdete Vogelarten. Daher wurde das gesamte Gebiet im November 2007 durch die Kommission der Europäischen Union in die Liste mit Gebieten von gemeinschaftlicher Bedeutung aufgenommen. Allem voran jedoch ist die überregionale Bedeutung des Gebietes durch das Vorkommen der Karstquellen zu nennen, welche sich am Ostrand der Bruchwiesen befinden.
Alle drei Karstquellen inklusive der umliegenden Wiesen sind bereits im Jahr 1939 zum Landschaftsschutzgebiet erklärt worden.